„Elisabeth Raether? Echt? Wow!“
Grosse Aufregung in unserer kleinen Küche: angeblich war Elisabeth Raether, die Kochkolumnistin des Zeit Magazins letzten Samstag bei uns im Restaurant!
Jeden Donnerstag morgen, gegen viertel nach sieben, kurz bevor unser Restaurant öffnet, findet so, oder sehr ähnlich, folgender Dialog statt:
„Soll ICH schnell zum Kiosk gehen?“
„Brauchst du nicht! Mach ICH schon.“
„Ist kein Problem, ICH zieh nur schnell die Jacke an!“
„Mach ruhig das Frühstück fertig, ICH geh schon!“
Dieses sehr höfliche Gespräch ist umso erstaunlicher, da beide Köche um diese Uhrzeit noch keinen Kaffee hatten. Wie jeden Morgen, sind sie noch ganz damit beschäftigt, die launischen Starterflammen des großen Gasherdes zum Brennen zu bringen, die Croissants aufzubacken, den Gehweg zu fegen und sich die Müdigkeit aus dem Gesicht zu reiben.
Der Donnerstag Morgen aber ist ein spezieller Tag in der Woche, denn an diesem Morgen erscheint die neue Ausgabe der ZEIT. Und, noch besser: das ZEIT MAGAZIN.
Wer von den Köchen es also als erster zum Kiosk geschafft hat, darf auf dem kurzen Weg zurück in das Restaurant die Zeitung aufklappen, die Werbebeilagen wegwerfen und das Magazin an das noch dämmrige Morgenlicht holen. Im Restaurant angekommen, treffen sich beide Kollegen wie zufällig am ersten Stehtisch rechts und blättern die Magazinseiten durch, bis zur Kochkolumne „Wochenmarkt“.
„Und? Was ist drin?“
Wie sich nämlich herausgestellt hat, sind ausnahmslos alle Köchinnen und Köche in Schädels Restaurant Fans der Autorin Elisbaeth Raether. Ihre elegante, selbstironische Art sich dem supergroßen Thema Kochen zu nähern, schätzen wir sehr.
Umso größer war die Aufregung, als das Gerücht die Runde machte, sie wäre hier gewesen! Wie sie aussieht und vor allem: was sie gegessen hat, wollten Alle wissen. In der nächsten Ausgabe des Wochenmarktes konnten wir -und Sie jetzt auch- es schliesslich nachlesen. Hier der Originaltext:
Obwohl in der Gegend um die Kastanienallee in Berlin- Prenzlauer Berg kaum noch Menschen wohnen, die nicht jeden Tag betrunken in einem Park herumsitzen, hat das stille Restaurant Schädels dort seine Kundschaft gefunden. Es ist wie ein Traum von früher, als Berlin noch eine unscheinbare Stadt war: Die Menschen essen allein oder zu zweit an den kleinen Tischen, lesen Zeitung dabei, unterhalten sich leise, manchmal sitzt ein braves Kind dabei. Es werden einfachste Gerichte angeboten, die sich fast ein bisschen langweilig anhören: Pasta mit Thunfisch und Kapern, Risotto mit Gemüse, Ofenhuhn. Aber alles ist sorgfältig gekocht, oder vielmehr ist es so zubereitet, dass man den Wunsch des Kochs schmeckt, seinen Gästen eine Freude zu machen. Ich habe versucht, die Suppe aus weißen Bohnen nachzukochen, die ich dort neulich gegessen habe. Man nimmt dafür getrocknete Bohnen, die mindestens zwölf Stunden einweichen müssen. Für viele ist es eine Herausforderung, sich am Morgen schon darauf festzulegen, am Abend Bohnensuppe zu essen- ist das Leben doch voller Überraschungen! Aber mit Bohnen aus der Dose lässt sich diese Suppe leider nicht kochen.
Nach dem Einweichen werden die Bohnen eine Stunde lang in Wasser gar gekocht. Erst zum Ende der Garzeit salzen und zum Schluss das Kochwasser auffangen. Sellerie in Scheiben schneiden, Paprika in Streifen schneiden und diese noch mal halbieren und in 0,5 cm dicke Scheiben schneiden, Petersilienstängel dazugeben. Salzen, pfeffern und ungefähr 5 Minuten lang dünsten. Bohnen dazugeben und mit dem Kochwasser bedecken- wenn es nicht reicht, frisches Wasser hinzufügen. Die Rinde des Parmesanstücks hinzufügen. Nach ungefähr 30 Minuten die Rinde entfernen, etwa 3 Kellen Suppe herausnehmen und pürieren, die Masse zurück in den Topf geben. Petersilienblätter unterrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zum Servieren nach Geschmack mit Olivenöl und Zitronensaft beträufeln und mit geriebenem Parmesan bestreuen.
Wochenmarkt Text: Elisabeth Raether.
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